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Fabian Stiefvater: «Indien gehört zu den attraktivsten Märkten für Cleantech weltweit»

Indien setzt auf erneuerbare Energie und Abfallmanagement: Umweltfreundliche und nachhaltige Technologien werden gefördert, doch dabei ist Indien auf Know-how und Investoren aus dem Ausland angewiesen. Ein Interview mit Fabien Stiefvater, Leiter des Swiss Business Hub India, über das Potenzial von Schweizer Cleantech-Lösungen in Indien.

Fabian Stiefvater, Leiter Swiss Business Hub India
Fabian Stiefvater, Leiter Swiss Business Hub India

Fabien Stiefvater, Indien wächst rasant und investiert in den nächsten Jahren grosse Summen in Cleantech-Projekte. Wie können Schweizer Unternehmen in den indischen Markt eintreten und Teil davon werden?
Cleantech-Lösungen und erneuerbare Energien bekommen in Indien tatsächlich eine immer grössere Bedeutung. Bis im Jahr 2027 wird 60% der Stromproduktion mit nicht-fossilen Brennstoffen produziert werden. Dafür sucht Indien nach ausländischen Investoren, welche das Kapital für den Bau von Anlagen für erneuerbare Energien bereitstellen. Indien setzt dabei vor allem auf Wind- und Solarenergie, erst im Jahr 2016 ist im Süden des Landes der Solarpark Kamuthi in Betrieb genommen worden. Bei der Inbetriebnahme war die Anlage der leistungsstärkste Solarpark der Welt. Das Potenzial für Schweizer Cleantech-Unternehmen in Indien ist also gross. Sie können Teil des Marktes werden, indem sie beispielsweise mit Systemintegratoren zusammenarbeiten, dies ist insbesondere bei grossen Regierungsprojekten lohnend. Ein anderer Weg, um im indischen Markt Fuss zu fassen, ist eine Zusammenarbeit mit indischen Herstellern oder Start-ups im Cleantech-Bereich.

Sind Schweizer Entwicklungen in Indien überhaupt gefragt? Welchen Ruf geniessen Schweizer Produkte in Indien?
In Indien ist die Wertschätzung von Schweizer Produkten und Technologien sehr gross. Das hängt auch damit zusammen, dass sich verschiedene Schweizer Marken wie Nestlé, Novartis, Roche oder Schindler in Indien bereits einen Namen gemacht haben. Vor allem in den Bereichen Maschinenbau, Industrieausrüstung und Präzisionsinstrumente – wo Qualität und Zuverlässigkeit geschätzt werden - haben Schweizer Unternehmen ein gutes Ansehen. 

Es ist ein günstiger Zeitpunkt für den Export von Technologien und Produkten nach Indien.

In welchen Bereichen bestehen derzeit gute Geschäftsmöglichkeiten für Schweizer Exporteure?
Geschäftsmöglichkeiten gibt es über die verschiedenen Cleantech-Subsektoren hinweg, sei es im Bereich der Energieeffizienz, Abfallwirtschaft oder Energieerzeugung. Konkret sind Ingenieur-, Beschaffungs- und Konstruktionsleistungen für biologische Prozesse gefragt sowie Technologien für die Energieerzeugung durch Abfall, Überwachungssysteme und Prüfeinrichtungen. Im Bereich Solarenergie besteht Bedarf an Energiespeicherung, Hybridstromsystemen und interaktiven Netzprojekten. Im Sektor Bioenergie sind Lösungen in der Verbrennungstechnik und der Herstellung von Ethanol gesucht. Die indische Regierung publiziert öffentliche Ausschreibungen laufend im Internet. Konkrete Geschäftsmöglichkeiten finden Schweizer KMU auf folgenden Webseiten: Ministry of Housing and Urban Affairs – Smart Cities Mission, Ministry of Housing and Urban Affairs, Ministry of New and Renewable Energy.

Weshalb lohnt es sich für Schweizer KMU, ihre Lösungen in Indien anzubieten?
Indien hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis im Jahr 2022 Anlagen für 175 Gigawatt erneuerbare Energie zu erstellen. Gleichzeitig will das Land mit der Kampagne «Make in India» die hiesige Fertigungsindustrie stärken. Diese beiden Faktoren signalisieren den günstigen Zeitpunkt für Schweizer Cleantech-Unternehmen, Technologien und Produkte nach Indien zu exportieren und den Bedürfnissen der Schwellenländer gerecht zu werden. Zudem ist Indien gemäss dem EY Index, der die Attraktivität der Länder hinsichtlich erneuerbarer Energien bewertet, der zweitattraktivste Markt der Welt.

Welchen Unterschieden müssen sich Schweizer Unternehmen bewusst sein, wenn sie nach Indien exportieren oder mit indischen Unternehmen zusammenarbeiten möchten? 
Der indische Markt ist sehr preissensibel. Die indische Währung ist derzeit gegenüber dem Schweizer Franken schwach und hinzu kommt, dass die Importzölle in Indien sehr hoch sind. Die Kombination dieser Fakten führt dazu, dass exportorientierte Schweizer Firmen, die in der Schweiz produzieren, im indischen Markt an Konkurrenzfähigkeit eingebüsst haben. Für die Schweizer Industrie wäre ein Freihandelsabkommen mit Indien deshalb von zentraler Bedeutung.

Wie kann der Swiss Business Hub India Schweizer Cleantech-Firmen in Indien unterstützen?
Wir vom Swiss Business Hub helfen Schweizer Exporteuren bei der Suche nach einem geeigneten Distributionspartner, erstellen Marktanalysen, stehen bei regulatorischen Problemen zur Seite, bieten Hand bei der Unternehmensgründung sowie der Rekrutierung, unterstützen Teilnahmen an grossen Cleantech-Konferenzen in Indien oder helfen bei der Durchführung von Pilotprojekten - unsere Unterstützung für Schweizer Exporteure ist vielfältig. Unser Ziel ist, Schweizer Unternehmen beim Export nach Indien zu begleiten und ihnen beim erfolgreichen Markteintritt und Marktausbau zu helfen. Ein Mitarbeiter unserer Swiss Business Hub reist auch mehrmals pro Jahr in die Schweiz, um Unternehmen persönlich zu beraten.

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