Exporteure im Fokus

Michèle Villiger: «Kulturelle Unterschiede gehören zu den grössten Herausforderungen im Export»

Die Firma Villiger aus dem Kanton Aargau sorgt mit Containern und Sammelstellen dafür, dass für die verschiedensten Haushaltsabfälle wie Glas, Rest- und Biobfälle, PET-Flaschen, Batterien, Textilien, etc. die richtigen Behälter bereitstehen. Über 500'000 Systeme wurden im In- und Ausland inzwischen verbaut. Michèle Villiger, Mitglied der Geschäftsleitung und für den weltweiten Verkauf zuständig, spricht im Interview über ihre Erfolgsgeschichte sowie die Herausforderungen im Export.

Geschäftsleitung: Michèle Villiger, Edith Villiger, Paul Villiger
Geschäftsleitung: Michèle Villiger, Edith Villiger, Paul Villiger

Michèle Villiger, die Entsorgungssysteme von Villiger haben sich in den letzten rund 30 Jahren sowohl in der Schweiz wie auch in diversen anderen Ländern einen Namen gemacht. Wie hat die Internationalisierungsgeschichte angefangen?
Im Jahr 1991 ist in Deutschland das Duale System in Kraft getreten. Das bedeutet, die Wirtschaft wurde verpflichtet, gewisse Verpackungen jeweils wieder zurückzunehmen und zu recyceln. Das führte dazu, dass es plötzlich eine riesige Nachfrage nach Baukastensystemen und Sammelcontainern gab und wir grosse Stückzahlen nach Deutschland liefern konnten. Das war kurz nach der Gründung unserer Aktiengesellschaft. Die Systeme in Deutschland hatten eine Signalwirkung, kurze Zeit später folgte Frankreich und 1992 wurde in den Niederlanden das erste Untergrundsystem verbaut, an welchem wir mit einer Partnerfirma massgeblich beteiligt waren.

Mit welchen Herausforderungen ist die Villiger Entsorgungssysteme AG beim Export innerhalb von Europa konfrontiert? 
In Exportmärkten wie Deutschland, Österreich, Frankreich oder auch Norwegen ist uns die Kultur sehr nahe. Wir können mit unseren Partnern über ein Geschäft sprechen und es quasi mit einem Handschlag besiegeln. In anderen Ländern können kulturelle Unterschiede und Geschäftsgegebenheiten eine Herausforderung werden. Beispielsweise in Litauen mussten wir einen Strafregisterauszug unseres Buchhalters mitliefern, das war uns bislang fremd.

Welche Herausforderungen gibt es ausserhalb von Europa zu meistern?
Auch ausserhalb von Europa beschäftigen uns vor allem die kulturellen Unterschiede. Wir haben letztes Jahr begonnen, nach China zu liefern. Die chinesische Kultur ist uns völlig fremd und auch die Geschäftsgegebenheiten sind komplett anders. Für uns bedeutet das, dass wir weiterhin auf Schweizer Präzision setzen, aber die lokalen Eigenschaften eines Marktes berücksichtigen müssen. Die Chinesen sind jedoch bereit, auch einen entsprechenden Preis zu bezahlen, wenn das Produkt gut ist. Unsere Erfahrung zeigt zudem, dass auch die Geschwindigkeit je nach Kulturkreis variiert und vieles viel schneller funktioniert. Grundsätzlich geht es beim Export aber immer darum, möglichst viele Details im Vorhinein zu klären und schriftlich festzuhalten.

Welche Rolle spielt Switzerland Global Enterprise (S-GE) bei Ihren Exportprojekten?
Für uns ist S-GE vor allem Ländern wichtig, die sehr herausfordern sind. Wir fragen bei den Experten beispielsweise nach, wie der Export funktioniert und was wir bei der Ein- sowie Ausfuhr beachten müssen. So gibt es zahlreiche Fragen, auf welche wir kompetente Auskunft erhalten.

Villiger produziert in der Schweiz, inwiefern ist der Produktionsstandort Oberrüti (AG) für Ihre Strategie wichtig?
Das ganze Know-how sowie der Engineering-Bereich sind hier in der Schweiz. Ebenso produzieren wir Kleinserien und Prototypen hierzulande. Dieser Standort ist die ganze Denkfabrik der Villiger Entsorgungssysteme AG und für uns sehr wichtig. Wir haben zudem noch eine Partnerproduktion in Osteuropa, wo wir kostengünstiger Grossserien produzieren. So können wir Kapazitäten ausbauen und wettbewerbsfähig bleiben. Meiner Meinung nach haben wir eine gute Balance zwischen Schweizer Know-how, Schweizer Qualitätsanspruch und Produktion im Ausland. Dies ist vor allem dank guter Partner möglich.

Auf welchen Exportmärkten liegt Ihr Fokus?
Unser Fokus liegt auf den nahen Märkten wie Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien, Spanien oder Skandinavien. Dort sind wir bereits stark, wir haben kürzere Wege und ein gutes Kulturverständnis. Osteuropa ist ein Markt, der zunehmend an Bedeutung gewinnt, da die Länder immer mehr auf das Thema Umweltschutz sensibilisiert sind und mit den entsprechenden Systemen aufrüsten möchten. In den fernen Märkten, beispielsweise in Asien, sind wir in diesen Märkten aktiv, wo wir gute Partner finden und Vertrauen aufbauen können – unter anderem sind wir in China, Singapur, Saudi-Arabien oder den Vereinigten Arabischen Emiraten präsent.  

Welche Tipps können Sie Schweizer Unternehmen geben, die im Bereich Cleantech international tätig sein möchten?  
Um international erfolgreich zu sein, braucht es ein innovatives Produkt. Diese Innovationskraft muss man als Unternehmer stets beibehalten. Dazu benötigt man einen langen Schnauf, gute Qualität und Präzision – für das wir Schweizer schliesslich auch bekannt sind. Wir haben zudem festgestellt, dass der richtige Partner ebenso entscheidend ist. Exporteure sollten sich bei der Partnerauswahl und bei Aufbau eines Standorts genügend Zeit lassen, um eine gute Präsenz vor Ort sicherzustellen.

Über Villiger Entsorgungssysteme AG

Seit 1987 ist die Villiger Entsorgungssysteme AG ein inhabergeführtes Familienunternehmen und darf in Oberrüti rund 70 qualifizierte und motivierte Mitarbeiter beschäftigen. Unternehmertum, Pioniergeist und die Freude an der Innovation prägen die Gegenwart und Zukunft der Villiger Gruppe, die auf Entsorgungslösungen spezialisiert ist. Mit über 500‘000 installierten Systemen in der Schweiz und im Ausland, zählt Villiger zu einem der führenden Unternehmen in der Branche.

Export: neue Märkte erschliessen

Wir begleiten Sie auf dem Weg in neue Märkte – mit konkreten Informationen, kompetenter Beratung und einem globalen Experten-Netzwerk. Wir orientieren Sie über relevante Entwicklungen in den globalen Märkten, vermitteln Kontakte und Partner und zeigen neue Geschäftsmöglichkeiten auf.

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