Analyse

Die polnischen Städte sollen smarter werden

Lösungen sollen den polnischen Einwohnern das Leben erleichtern, die Städte sicherer machen und zu mehr Effizienz führen. Etliche Bereiche sind davon betroffen: von Elektromobilität, Verkehrssicherheit und dem öffentlichen Nahverkehr über Telemedizin, Heizungssysteme, Gebäudetechnik, Energie- und Abfallwirtschaft sowie E-Verwaltung bis hin zum Stadtmarketing und vieles mehr. Neue Ideen sind gefragt, die auch deutsche Firmen liefern können.

Warschau

Um den Informations- und Erfahrungsaustausch zu verbessern, richtet der Polski Fundusz Rozwoju (PFR, Polnischer Entwicklungsfonds) eine spezielle Plattform Smart City ein. Diese soll auch Öffentlich-Privaten-Partnerschaften Auftrieb geben, denn dort können Gemeinden laut dem Stellvertretenden Vorsitzenden des PFR, Bartlomiej Pawlak, ihre Pläne sowie ihren konkreten Bedarf bekannt geben. Der PFR kann eine Co-Finanzierung für PPP-Projekte bereitstellen.

Der inländische Energiekonzern Grupa Tauron engagiert sich nicht nur bei Elektromobilität und intelligenter Beleuchtung, sondern sorgt auch für mehr Sicherheit bei Fussgängerübergängen wie Zebrastreifen. Intelligente Kameras können den Verkehr vor solchen Übergängen aufzeichnen und dadurch gezielt und energiesparsam sich nähernden Autofahrern Lichtwarnsignale geben. Am Übergang selbst ertönen zudem akustische Warnungen.

Führend bei Lebensqualität und neuen Investitionen in Smart-City-Lösungen sind die Grossstädte Warschau, Krakau und Breslau. Das geht aus dem Ranking "Polish Cities of the Future" des Magazins fDi (Financial Times) hervor. Die einzelnen Städte haben unterschiedliche Bedürfnisse und setzen eigene Prioritäten bei der Einführung von smarten Lösungen.

Koordinierte Aktivitäten

Warschau will einen Rat für eine Intelligente Stadt einrichten, um die Aktivitäten zu koordinieren. Die Hauptstadt macht laut ihrem Stadtpräsidenten Rafal Trzaskowski einen digitalen Transformationsprozess durch. Zahlreiche neue Applikationen sollen die Stadt und ihr Angebot den Einwohnern näher bringen.

Die französische Veolia Gruppe errichtete das nach eigenen Angaben grösste intelligente Heizungsnetz der EU in Warschau. Dieses kann dank eines integrierten Managements von drei Pumpstationen, 79 Heizungskammern und rund 2.500 Wärmeknoten aus der Ferne überwacht werden.

In kleineren Städten sind die Widerstände dagegen grösser und die finanziellen Mittel begrenzter. Während eines Ende März in Warschau organisierten Smart-City-Forums wurden Lösungen diskutiert. Dabei kommt es vor allem auf die Eigeninitiative und die Durchsetzungskraft der Verantwortlichen an. So untersuchte die niederschlesische Stadt Waldenburg die Bedürfnisse ihrer Einwohner, um das Angebot der lokalen Selbstverwaltung zu verbessern. Dabei stand das Einsammeln der Siedlungsabfälle im Vordergrund. Im Rahmen eines zusammen mit Nokia entwickelten Pilotprojekts Waste Management werden intelligente Lösungen eingeführt. An 17 grossen Mülltonnen auf dem kommunalen Friedhof wurden Sensoren angebracht, die anhand von Temperatur- und Geräuschmessungen den Grad ihrer Füllung registrieren. Wenn die Behälter zu über 70% gefüllt sind, versenden sie ein Signal an den Stadtreinigungsbetrieb, damit dieser sie leert.

LED als Massnahme

Polnische Städte beginnen zudem damit, LED-Beleuchtungen einzuführen, um ihre Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen. Der Handlungsbedarf ist gross, denn über 90% der polnischen Gemeinden haben laut dem Branchenverband Pol-lighting noch eine herkömmliche Strassenbeleuchtung. Während des Klimagipfels in Kattowitz im Dezember hatten die Stadtpräsidenten erklärt, diese durch LED-Lampen zu ersetzen.

Der chinesische Konzern Hongbo will in Oppeln für rund 186 Mio Euro eine hochautomatisierte Fabrik für Halbleiter und LED errichten. Eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnete anlässlich des im April in Beijing veranstalteten Forums für Internationale Kooperation "Belt and Road BRFIC" der Stadtpräsident von Oppeln, Arkadiusz Wisniewski. Hongbo produziert Lichthalbleiter, LED-Lampen und städtische Beleuchtungssysteme. Bereits 2016 hatte der chinesische Konzern in der Sonderwirtschaftszone von Oppeln für rund 90 Mio Euro eine Fabrik gebaut.

Bereits Ende 2018 gab die südwestlich von Lublin gelegene Stadt Krasnik bekannt, an 40 Strassen rund 1.250 Leuchten und in städtischen Parkanlagen rund 100 Lampen austauschen zu wollen. Damit wird rund ein Drittel der Leuchtmittel modernisiert. Die neue Strassenbeleuchtung kann im übrigen ferngesteuert und -überwacht werden. Die Kosten des Projekts veranschlagt die Stadtverwaltung auf rund 840.000 Euro.

Immer mehr Städte setzen auch auf smarte Lösungen, bei denen Bewegungsmelder, Sensoren und Kameras den Verkehr erfassen und die Beleuchtung dem Bedarf anpassen. Ein entsprechendes Pilotprojekt führte die Stadt Grünberg durch. Die oberschlesische Stadt Myslowice verfügt bereits jetzt über ein "intelligentes" Beleuchtungssystem.

Zu den Vorreitern beim Thema smarte Lösungen gehört Signify Poland, mit Sitz in Pila. Das Unternehmen hiess bis Mai 2018 Philips Lighting Poland, die Gesellschaft wurde im Zuge der Ausgliederung der Lichtsparte des niederländischen Philips-Konzerns umfirmiert. Der internationale Markenname Philips sowie der lokale Name Pila werden aber beibehalten. Im Bereich der "intelligenten" Lösungen ist Signify Poland Marktführer, wie der Vorsitzende des Unternehmens, Eric Rondolat, gegenüber der Tageszeitung "Rzeczpospolita" sagte.

Die Produktionsstätten in Pila seien die grössten des Konzerns weltweit und würden noch erweitert. Ausserdem verfüge Signify über Werke in Ketrzyn (Rastenburg), wo Leuchten für Strassenlaternen hergestellt würden. Der Konzern führe in Polen nicht nur grosse Projekte durch, sondern sei auch in kleineren Städten aktiv. In Kalisch und Ostrow Wielkopolski leuchteten über 8.500 von Signify installierte städtische Laternen bedarfsgemäss, was Energie spare und Unfälle vermeide. Softwareprogramme und eine eigene Plattform für IoT-Anwendungen, Interact, gehörten dabei zu den modernen Lösungen.

Quelle: MBM Martin Brückner Medien GmbH "Ostwirtschaftsreport"

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