Als zentrale Chancenbereiche für Schweizer FinTech-Player werden in diesem Bericht unter anderem identifiziert:
- Zusammenarbeit mit Banken: Eine aktuelle Umfrage der State Bank of Vietnam ergab, dass 95 % der vietnamesischen Banken eine Strategie für die digitale Transformation entwickelt haben und weiterhin aktiv an der Einführung neuer Technologien beteiligt sind. Sie investieren nicht nur für Privatkunden in digitale Plattformen, sondern auch für kleine und mittlere Unternehmen, Grossunternehmen sowie für Vermögensverwaltungs-Dienstleister und bieten damit Chancen für Schweizer Finanztechnologieanbieter.
- Zahlungsverkehr: Der Zahlungsverkehr ist derzeit das führende FinTech-Segment in Bezug auf Player und Investitionen. Trotz des Wettbewerbs besteht Potenzial für neue Akteure, die Zahlungsverkehrslandschaft in Vietnam zu erschliessen oder mit lokalen Akteuren im Zahlungsverkehrssektor zusammenzuarbeiten.
- Kreditvergabe/Finanzierung: Die Nachfrage nach P2P-Krediten in Vietnam steigt. Mehrere FinTech-Firmen haben versucht, die Finanzierungslücke zu schliessen. Dennoch sind die Bedingungen für die Kreditvergabe/Finanzierung von FinTech-Start-ups nach wie vor günstig, um ihre Präsenz in diesem Segment zu erkunden und zu etablieren. Es könnten sich auch Möglichkeiten ergeben, den lokalen P2P-Kreditgebern innovative Lösungen für Zwecke wie das Kredit-Scoring anzubieten.
- Private Finanzplanung und Investitionen: Vietnam registriert eine Welle von neuen Anlegern an der Börse. Einigen fehlen jedoch grundlegende Kenntnisse der Kapitalmärkte und sie sind auf Anlagevorschläge von Familie und Freunden angewiesen. Das bietet FinTech-Firmen die Möglichkeit, Lösungen zu entwickeln, um Kunden aufzuklären und sie bei der Kontrolle ihrer täglichen Ausgaben zu unterstützen.
- Blockchain und Kryptowährung: In den kommenden Jahren dürfte der Einsatz von Blockchain in Vietnam zunehmen. Zudem verfügt das Land über ein beachtliches ICT-Personal, das bereit ist, Blockchain zu nutzen und von der Anwendungen zu profitieren.
Gemäss dem von Google, Temasek und Bain & Company veröffentlichten Bericht soll Vietnams Umsatz im Bereich digitale Finanzdienstleistungen bis 2025 mit einer jährlichen Wachstumsrate von 38 % auf USD 3,8 Mrd. (CHF 3,4 Mrd.) steigen, gegenüber USD 0,5 Mrd. (CHF 0,45 Mrd.) im Jahr 2019. Risikokapitalgeber sind besonders an Teilsektoren wie digitalem Zahlungsverkehr, Peer-to-Peer-(P2P)-Kreditvergabe, Kredit-Scoring und privater Finanzplanung interessiert, wobei sich Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt als FinTech- und Technologiezentren abzeichnen.
Laut der State Bank of Vietnam (SBV), der Zentralbank Vietnams, werden Privatkredite bis 2025 rund 24 % des heimischen FinTech-Marktes ausmachen. Der Markt des Landes wird von Unternehmen dominiert, die auf B2C-Basis (Business to Consumer) operieren, wobei der B2B-Markt (Business to Business) auf Wachstumskurs ist.
Vietnams gestiegenes Pro-Kopf-Einkommen und das Bevölkerungswachstum schaffen günstige Rahmenbedingungen für Investitionen. Vietnam belegt den siebten Platz unter neun Nationen mit der am schnellsten wachsenden Mittelschichtbevölkerung im kommenden Jahrzehnt. Mit soliden Wachstumsprognosen und einer wachsenden Mittelschicht sehen Anleger im FinTech-Sektor des Landes langfristiges Potenzial.
Vietnam ist bestrebt, einen progressiven Rechtsrahmen für die FinTech-Industrie zu schaffen, und die Regierung hat verschiedene Dekrete entworfen, um ein Reallabor für FinTech-Aktivitäten zu errichten.
Laut Angaben der Vietnam Bank for Agriculture and Rural Development (Agribank) leben mehr als 60 % der Bevölkerung weiterhin in ländlichen Gebieten und haben nur eingeschränkten Zugang zu modernen Bankdienstleistungen, was die Möglichkeiten für FinTech-Start-Ups erhöht, die diese Lücke schliessen wollen.
Im Rahmen ihrer Bemühungen zur Verbesserung der Finanzdienstleistungen will die vietnamesische Regierung den Anteil der Erwachsenen mit einem Bankkonto von 66 % im Jahr 2022 auf 80 % bis 2025 erhöhen.
