Grossbritannien hat im Vergleich zur Schweiz ein anderes Verhältnis zu Wäldern und Forstwirtschaft. Während Wälder fast ein Drittel der Landfläche der Schweiz bedecken, sind es in Grossbritannien lediglich 13 %. Die Grösse der Waldfläche sollte jedoch unbedingt beibehalten werden. Bis Mitte des 21. Jahrhunderts bleiben mindestens 12 % der Landfläche bewaldet. Dies bedeutet eine grosse Aufforstungsaktion, was auf eine hohe, aber begrenzte Nachfrage nach Holz in Grossbritannien hinweist. Die Regierung hat sich dazu verpflichtet, bis Ende dieser Wahlperiode (Dezember 2024) 30’000 Hektar pro Jahr mit Bäumen zu bepflanzen. Das entspricht einer jährlichen Steigerung von jeweils 0.92 %.
Am 26. Januar präsentierte der Swiss Business Hub UK & Irland in der Schweizer Botschaft in Grossbritannien «Schweizer Kompetenz im Holzbau». Fünf Schweizer KMUs hielten Vorträge zu den Themen Brandschutz, Holzfeuchtemessung, UK-Beschränkungen, Design-Plan-Methoden, förderliche Zusammenschlüsse und die Zukunft von Holz. Internationale Teilnehmer und Interessenvertreter im Bereich Holzbau nutzten die Gelegenheit, um sich mit den Referenten und anderen Teilnehmern auszutauschen.
Aus Sicht der Schweiz gibt es drei wichtige Punkte, die zukünftige Exporte von Holzbauprodukten nach Grossbritannien fördern werden:
- Nachhaltigkeit
- Brandschutz
- Makroökonomische Bedingungen
Beide Länder – Grossbritannien und die Schweiz – berücksichtigen die strengen UN-Richtlinien, Ziele und Vorgaben für nachhaltige Entwicklung in Bezug auf das Thema Abholzung und verbessern den Zugang zu diesen Informationen für die Bevölkerung. Uns ist bewusst, dass für nachhaltigen Holzbau Holz benötigt wird, das nachhaltig und erneuerbar bezogen wird. Das Institut für Bautechnik meint dazu: «Einer der wichtigsten Treiber für Aufforstung ist die erhöhte Nachfrage nach Holzprodukten. Daher kann die zunehmende Nutzung von Holz aus verantwortungsvollen Quellen im Bauwesen dazu beitragen, die Waldressourcen zu erhalten und zu vergrössern.»
Dazu kommt, dass Grossbritannien kooperativ und international auf dem Gebiet Brandschutzvorschriften agiert. Die britischen Interessengruppen folgen einem strikten Zielrahmen für den Brandschutz, der mit den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung in Einklang steht. Die International Fire Safety Standards, eine globale Koalition von über 80 Brandschutzorganisationen, hat im letzten November ihr neues «Jahrzehnt der Massnahmen für den Brandschutz – 2022-2032» gestartet. Vertreter der britischen Wirtschaft machen einen bedeutenden Teil dieser UN-bezogenen Koalition aus.
Schliesslich kommt noch ein gut etablierter Handelskanal nach Grossbritannien hinzu, was KMU-Exporteuren den Einstieg in den britischen Markt erleichtert. Die Handelsbilanz für Holz zwischen der Schweiz und Grossbritannien hat sich seit 2017 verdreifacht. Schweizer Nettoexporte machen 24.9 Millionen Dollar aus. Dieser Anstieg ist besonders auf den Export von Faserplatten und anderen Platten wie OSB-Platten zurückzuführen, die insgesamt 23.8 Millionen US-Dollar ausmachen, also 95 % des Schweizer Exportwerts nach Grossbritannien. Ein Grossteil dieses Holzes wurde in Grossbritannien in neuen Vorzeigebauten verbaut, welche die Schweizer Kompetenz für Innovation und Design im Holzbau verdeutlichen.
Ein Beispiel dafür ist die Cambridge-Moschee, die im März 2019 fertiggestellt wurde. Sie ist 2’300 Quadratmeter gross und besteht aus 3’000 Freiform-Komponenten sowie 2’000 Quadratmetern Kreuzlagenholz (CLT). 30 Freiform-Holzsäulen sorgen im Innenraum für Platz für bis zu 1’000 Gläubige. Dieses Beispiel für Schweizer Kompetenz im Holzbau in Grossbritannien zeigt auch die wachsende Nachfrage.
